News 2024

Publikationen im Schweizer Hundemagazin

 

Nebst der Tätigkeit als Hundetrainerin & Verhaltensberaterin publiziere ich nun auch Fachartikel für Heimtiermagazine.

August 2022:

Schweizer Hundemagazin „Urbane Hütehunde“ Teil 1

Projekt Hundezentrum Obersee

Ein Kampf zwischen Zwei Fronten- Wissenschaftlich fundiertes Hundetraining vs. „Der braucht eine starke Hand“

Warnung: Dieser Text beinhaltet ein paar Schimpfwörter

 

Vor ein paar Jahren geriet ich in eine Situation welche mich bis heute ein bisschen beunruhigt.
Zufälligerweise trafen mein Partner und ich auf einen Bekannten der uns berichtete dass er einen jungen Rottweiler besitzen würde, dass er aber mit ihm in eine andere Hundeschule ginge. Ich bin sehr konkurrenzfähig und kann auch locker damit umgehen wenn ein Bekannter in eine andere Schule geht. Nach der Bekanntgabe folgte jedoch noch eine Begründung, genau diese lässt mich bis heute nicht in Ruhe:

„Weisst du, wir müssen zu einem männlichen Trainer der dem Hund auch mal zeigen kann wo der Hammer hängt und ihn auch mal in die Schranken weisen kann, du bist ja so eher ein Wattepauschwerfer, oder?“.

„Aha“, dachte ich, „ der Typ (eigentlich dachte ich dieses A…..) ist also ein Sexist??“

Ich finde es tragisch dass gewisse Leute das Gefühl haben dass nur Hundetrainer mit Rassen wie Rottweiler, HSH und andere grosse Rassen trainieren können und dass eine Hundetrainerin bei solchen Rassen die Finger davon lassen sollte. Nur schon diese Denkweise ist sehr veraltet (oder es hat mit Intelligenz zu tun). Noch ärmlicher ist wenn das selbst Hundehalterinnen denken:

„ Ich besitze einen grossen schweren Hund, da kann nur ein Hundetrainer helfen, Trainerinnen bekommen das nicht in den Griff.“

Schockierende Aussage, nicht wahr??

Sicherlich gibt es Trainerinnen die sehr emotional sind in den Trainings, Stresssituationen auch noch überinterpretieren und eine zu starke „Mutterrolle“ übernehmen, also unter dem Strich sagt man dem: zu wenig Objektivität. Das gibt es auch bei Männern. Nur das es bei Männer meisten so ist das sie ein Verhalten meistens als aufsässig, dominant und zu wenig unterwürfig interpretieren. Also auch zu wenig objektiv. Objektivität entsteht aus ein paar Zutaten: eine solide Grundausbildung nach neusten Kynologischen Erkenntnissen, Erfahrungswerten, strukturierte Beobachtung für die IST-Zustand Erfassung und dem Wissen wie man danach das beurteilte Verhalten so formen kann das man (Hunde und Mensch) als Team damit umzugehen weiss und so einige Skills erlernt und einsetzten kann. Wer Objektiv ist, kann Verhalten richtig interpretieren.

Das zweite an der Stellungnahme was mich störte war der Begriff Wattepauschwerfer. Ah so, ich muss also mit Würger, Sprühflasche und Steindosen arbeiten damit der Kunde oder die Kundin, mir den Glauben und das Vertrauen schenkt, dass ich mit Hunden über 40kg arbeiten kann oder überhaupt irgendeinem Hund arbeiten kann? Really? Dann danke, aber nein, danke.

Eines ist markant. Selbsternannte Hundetrainer bringen einige Wesensmerkmale mit die dem Kunden Sicherheit schenken:
Versprechungen und starke Worte auf den Internetseiten, Keine Ausbildungsnachweise-dafür mehr Schwerpunkt auf Erfahrung oder Pseudoausbildungen bei selbsternannten „Fachpersonen“ . Das äussere Auftreten wirkt stark und selbstsicher, die Ideen wirken innovativ und neuartig. In den Trainings wird dann der Hund absichtlich in ein Flooding (Reizüberflutung) gebracht, um damit dem Hund dann an einem Verhalten zu trainieren. Das wirkt erst einmal so ziemlich imposant für Aussenstehende. Oft wird den Kunden vermittelt dass der Hund immer der Ranghöhere sein möchte, was einfach mal grundlegend falsch ist. Dann werden altertümliche Methoden angewendet mitunter der Alphawurf (den Hund auf den Rücken legen/ schmeissen), Kettenschmeissen und hie und da auch noch Flankentritte. Da sind Leinenrucks und Bedrängung einfach so an der Tagesordnung. Ich möchte nicht dementieren dass man mit solch einer Methodik Erfolg hat, nur zu welchem Preis?

Wenn ein Hund etwas nicht tun soll, zum Beispiel den Pferdeapfel nicht fressen soll, komme ich mit zwei Wegen ans Ziel. Auf dem einten Weg laufe ich mit ihm zum Pferdeapfel hin lasse in ran und gehe dann auf den Hund los, ich schreie ihn an, ich tritt ihm in den Hintern , ich haue ihm eins über, ich kann ihm auch ein Stromhalsband anschnallen und ihm so eine Ladung verpassen dass seine Arschhaare knistern. Der Hund wird in Zukunft jegliche Äpfel meiden.
Und da gibt es noch einen anderen Weg: Ich laufe zum Pferdeapfel hin, angeleint, der Hund zieht zum Apfel, und ich stehe da und sage einfach nichts. Der Hund wird irgendwann überlegen wie er wohl zu Erfolg kommt und denkt sich: „Was meint eigentlich die Alte da hinter mir??“ und genau in diesem Moment belohne ich. Weil ich möchte dass mich der Hunde zurückfragt wenn er was gefunden hat. Je mehr ich in diesem Stil trainiere umso weniger muss der Hund überlegen was zu tun ist, er merkt immer mehr das er sich an seinen Halter orientieren soll und stellt euch mal vor, es gefällt dem Hund. Diese Art von Training lässt sich soweit ausweiten bis der Hund lernt dass er gefundenes verweisen kann und wir darauf reagieren werden.
Zwei Wege, das (fast) gleiche Ziel. Und ratet jetzt mal welcher der Kürzere ist?
Logo…der Erste.
Klar bin ich mit gewaltsamen Methoden schneller Erfolgreich.

Eine Kundin meint mal:
„Es gibt im Hundetraining ja keinen Leitfaden, also kein Richtig oder Falsch…“

Sicherlich gibt es Leitfäden. Es gibt auch Nachschlagewerke für Kynologen und Verhaltenstherapeuten. Nur wissen dass die Hundehalter nicht, da diese Bücher nicht aufpoppen wenn man nach „Hundebuch“ googelt. Somit wissen die Leute ja auch nicht dass die Ausübung des Berufes ja auch seine Komplexität hat. Was eigentlich schade ist.

Trainigsmethoden nach neusten kynologischen Erkenntnissen sind langatmig, komplex und für den Laien wirklich nicht einfach zu verstehen. Wir Trainer nutzen komplizierte Worte wie Desensibilisierung, Erwartungssicherheit, Flooding, Matching Law..das kann einen Hunde-Neuling überfordern. Nicht zu unrecht. Da ist es doch einfacher wenn man zu dem charismatischen, sicher-wirkenden Herrn oder zu der tough–wirkenden Dame geht welche dann einfach sagen: „ Dein Hund ist dominant, der braucht eine starke Hand.“ (Ist einfacher zu verstehen, nid wohr??)

Das Verhalten (IST-Zustand) würde aber eigentlich anders beschrieben werden, zum Beispiel so:
„ Der Hund zeigt eine massive Übererregung auf Umweltreize, eine tierärztliche Abklärung wird empfohlen. Erster Schritt ist es nun die Erregungslage zu senken damit wir einige Signale auftrainieren können welche wir dann später in eine abgeschwächtere Situation einbringen und eventuell sogar als Alternativverhalten verwenden können (Beispiel: Von Stressor zu Signal)

Mich verwundert es schon. In Mitteleuropa drängt jedes Elternteil sein Kind dazu eine Lehre oder einen höheren Abschluss zu machen.“ Wehe du findest keinen Ausbildungsplatz…..“ Dieselben Eltern gehen aber mit dem Hund zu einem Hundetrainer der eine kynologische Einrichtung noch nie von innen gesehen hat?? Sehr bipolar das Ganze. Ich gehe ja schliesslich auch nicht zu einem Arzt der kein Arzt ist und ich hätte ja auch lieber ein geliebtes Möbelstück von einem Möbelschreiner als von IKEA. Die Qualität ist einfach die bessere. Da haben wir das Wort. Qualität!!! Daher bin ich voll dafür dass es für den Beruf des Hundetrainers eine Lehre gibt und ich nicht mehr jeder dahergelaufene Zottel irgendwie „Hundetrainer“ nennen darf und in Reih und Band irgendwelche Hundepsychen schreddert.
Trainings müssen qualitativ hochwertig sein. Wenn ich ein Training gestalte muss es einen Sinn ergeben und es muss förderlich sein. Vor allem sollte es nicht so ausgerichtet sein dass ich an einem Problem Arbeite und Erfolg habe, sich dafür in eine andere Richtung ein anders Problem entwickelt (ich spritze den Hund mit Wasser ab wenn er am Zaun andere Hunde ankläfft, das funktioniert wirklich gut. Dafür geht er jetzt auf den Nachbarshund los wenn wir ihm auf dem Spaziergang treffen(wow, welch ein Wunder)) Wer in einer Hundeschule ist die so arbeitet und auch zertifiziert ist und danach sagt er hätte nichts lernen können, hat meiner Meinung nach das gesamte Konstrukt des Hundetrainings nicht begriffen.
Ein aversiv arbeitender Trainer hatte mal einen Facebook-Kommentar verfasst:
„Der Hund muss eine neue Lösungsstrategie entwickeln“
Sooo, da gebe ich ihm absolut recht. Nur auf welchem Wege denn? Mit Aversion und Flooding oder abgestuften Training basierend auf neuen Trainingsmethoden?
Habe ich die Wahl wähle ich das Zweite. Nur schon weil aversive Trainingsmethoden eigentlich verboten sind und zur Anzeige gebracht werden können.
Es hat einen riesen Haken mit dem „neuen“ Trainingsmethoden, stimmt. Der Halter muss seinen Arsch in die Hose packen, sein Timing und Handling optimieren und sich bewusst sein dass man an sich arbeiten muss. Ja, es ist eine Wissenschaft. Im wahrsten Sinne des Wortes gibt es einen Wissenschaftszweig der das Verhalten und Lerntheorie bei Hunden und anderen Tieren erforscht. Mitunter arbeiten da Verhaltenstierärzte und Biologen. Die arbeiten, um die Tiere besser zu verstehen und bessere Trainingsmöglichkeiten zu schaffen. Schliesslich leben wir nicht mehr wie zu Hitlers Zeiten.
Beispiel:
Hund- Hund Begegnungen auf den Spaziergängen angeleint. Das ist einer der allermeisten Problemen im Alltag mit Hunden. Wenn ich weiss dass mein Hund ein Problem damit hat dann träume ich nicht etwas rum und schwatze mit meiner Kollegin ohne zu achten was um mich rum passiert. Wenn ich also in diese Situation gerate, weil ich unachtsam war, warum um alles in der Welt sollte mein Hund diese Scheisse für mich ausbaden müssen? Wenn ich einen Hund habe der Ressourcen für sich beansprucht, warum kann ich ihm diesen Stress nicht nehmen und seine Ressourcen einfach wegpacken?? In erster Linie gilt schon dass ich eine Zeit lang dafür sorge dass er die Erfahrung nicht mehr sammeln muss. Wenn er das Verhalten nicht mehr zeigen muss dann bekommt der Hund wenig Übung darin es zu optimieren. Dieser Gedanke ist schon für viele Halter sehr abstrus, jedoch ist dies der erste Schritt in allen Trainings wenn es um übermässige Aggression geht. Danach legt man sich einen Plan zurecht und motzt mal ein bisschen an seiner Werkzeugkiste herum und arbeitet über das gewohnte Sitz, Platz und Bleib Ratio hinweg. Mit Werkzeugen sind Signale gemeint und mit Signalen geben wir dem Hund eigentlich nur Hilfestellungen. Zum Beispiel kann ich einem Hund auftrainieren dass aus einem Stressor (etwas das bei ihm passives oder aktives Aggressionsverhalten oder Angst auslöst) ein Signal wird. Als erstes wird schrittweise Desensibilisiert und Gegenkonditioniert damit wir uns sicher sein können das der Hund die Situation nicht mehr so emotional gesteuert wahrnimmt, danach setzten wir ein Alternativverhalten ein. Dieses wird so eingefügt das es für den Hund umsetzbar wird (Distanz, Erregungslage, Tagesform, Gesundheitszustand etc.) und so kommen wir, Schritt für Schritt zu einem Ziel. Manchmal dauert das sehr lange, manchmal erstaunlich kurz. Die Quintessenz spielt hierbei der Halter, denn seine Fähigkeit beeinflusst den Trainingsverlauf massiv.
Haben Sie sich auch schon gefragt warum es einfach Hundehalter gibt die einfach immer so gelassene und zuverlässige Hunde haben? Meistens hat das wenig mit Glück zu tun sondern eher mit der korrekten Rassewahl und der Tatsache dass diese Person einfach Hundeaffin ist. Von der generellen Haltung bis hin zur Trainingssituation sind diese Personen immer on point. Man könnte von Naturtalenten sprechen, oder auch von Leuten die sich über Jahre hinweg optimiert haben.
Für solche Naturtalente ist die Umsetzung mit Markieren und Belohnen (und belohnen heisst nicht immer nur Futter) kein Problem. Es wird in so einer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit umgesetzt dass es wirklich sehr schön zum Zuschauen wird. Bei anderen hackt das markieren gewaltig. Immer 2 Sekunden zu spät bringt nicht wirklich viel. Der Hund ist nun zwei Jahre alt und setzt sich nur hin wenn man ihm sein Futter zeigt? Das ist sicherlich nicht das Endresultat was wir sehen wollen.
Wer in eine Hundeschule geht wo gewaltfrei und nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen gearbeitet wird und erwartet, das wir mittels Futterregen und Schönwettertänzen die Hunde erziehen liegt schon-mal grundlegend falsch. Unsere Übungen hier bei mir und bei anderen meiner Kolleginnen und Kollegen sind sauber durchdacht so dass der Lerneffekt möglichst hoch ist und bleibt. Es liegt einfach am Halter der es verstehen muss und im Alltag umsetzten kann. Scheitert der Halter, scheitert das ganze Training. Dann bleibt noch der Gang zu einer Person die mit hebeln und brechen arbeitet und dass meine lieben Hundehalter-Schaft, ist im Endeffekt nichts anderes, als einfach nur unfair gegenüber dem Hund. Denn der Hund kann nichts dafür dass sein Mensch einfach nur unfähig ist.

Mira

Kastration- Ja, Nein oder Jein (Verhaltensorientiert)

Lange versprochen und jetzt geschafft. Auch ich gebe nun meinen Senf, zum Thema Kastration, dazu. Eigentlich ist dieses Thema ja allgegenwärtig bei mir, denn ich werde ja tagtäglich gefragt was denn ich zu dem Thema meine, vor allem was ich empfehlen würde. Vorneweg, auf die Frage Kastrieren ja/nein, gibt es keine pauschale Antwort. Eine Kastration ist abwägungssache und sollte immer individuell auf den Hund und im Endeffekt auf dessen Umfeld, entschieden werden. Was man sich selber immer fragen sollte, gerade bei der Haltung eines unkastrierten Rüden: „Bin ich/ sind wir fähig einen unkastrierten Rüden zu managen?“ Erfahrungsgemäß haben die viele Hundehalter diese Fähigkeiten nicht, oder zumindest zum entsprechenden Zeitpunkt noch nicht. Spätestens wenn Sie einen unkastrierten Hund halten, hier mal davon abgesehen von Rüde oder Hündin, müssen sie die Romantik des „Hundemami/Papi- Seins“ komplett über Bord werfen. Da gibt es kein „ der tut nix“ oder „der will nur spielen“. Denn tatsächlich ist es so das intakte Individuen vermehrt auf Krawall aus sind als ihre kastrierten Artgenossen. Hündinnen zeigen sich vermehrt zickiger aufgrund ihres Hormonhaushaltes der dazu führt dass sie eins bis dreimal im Jahr läufig werden (dazu ein kleiner Exkurs zum Thema Läufigkeit: die dauert durchschnittlich 20 Tage wovon sie zirka 8-12 Tage davon blutet). Es ist wunderbar einer Hündin bei der Entwicklung beiwohnen zu können und sie nicht zu kastrieren. Hier haben wir aber ein großes Aber. Hündinnen haben teilweise echt damit zu kämpfen, kommen also mit ihrem Hormonhaushalt nicht ganz so klar wie wir uns das wünschen. Wenn Sie also bemerken das Ihre Hündin unter psychischem Druck leidet, Schein-schwanger wird, Tierchen umher trägt, sich Nester baut, sogar das Gesäuge wächst und sie sogar anfängt zu laktieren, dann tun Sie Ihrer Hündin den Gefallen und lassen sie vor der nächsten Läufigkeit kastrieren. Sie ersparen ihr Stress und psychisches Leid. Wenn Ihre Hündin aber kein Problem damit hat dann darf sie ja auch gerne intakt bleiben, Sie müssen lediglich darauf achten das sie keinen ungewünschten Rüden-Besuch haben (und ja, eine Hündin decken zu lassen weil ihr das bei der Entwicklung hilft finde ich unverantwortlich!!). Generell rate ich von der Kastration ab wenn eine Hündin sehr „rüdenhaft“ wirkt- also eine „Rüdin“. Durch die weiblichen Geschlechtshormone kann eine raue Hündin, mit der Zeit, doch etwas sanfter im Auftreten werden. Übrigens ist es möglich dass eine Hündin bereits in der Gebärmutter etwas zu viele männliche Hormone (Testosteron) erwischt. Wenn eine Hündin zwischen zwei Rüden liegt ist die Wahrscheinlichkeit dafür sogar sehr groß. Umgekehrt (Rüde der in der Gebärmutter zu viel Östrogen erwischt) geht das nicht.

Intakte Rüden sind noch ein etwas anderes Kaliber für Hundehalter, denn intakte Rüden neigen dazu vieles in Kämpfen aus zu tragen. Wenn Sie einen intakten Rüden halten dann müssen sie auf eine saubere und strukturierte Grund-Erziehung sehr viel Wert legen. Da ist nichts mit „laissez faire“. Man kann schon Unterschiede beobachten ob ein Rüde in einem gut strukturierten Alltag lebt oder wo und bei welcher Familie/Halterpaar oder auch noch Einzelhalter, etwas Chaos herrscht. Gerade bei Rüden aus chaotischen Verhältnissen (das meint nicht das man dort der Hund nicht geliebt und umsorgt wird), kommt es sehr oft  zu Machtkämpfen und sonstigen Streitigkeiten. Es kann aber auch in Kämpfen ausarten bei denen es um Leben und Tod geht. Dabei ist ein ganz natürlicher Lernprozess vor sich gegangen der sich wie folgt vereinfachen lässt: Konfliktsituation- kein Management seitens Halter- gelernt alleine zu agieren- Lösung Strategie gefestigt. Kommt also ein junger Rüde ein paar Mal in die Situation wo er lernt dass er seine Kämpfe selber ausfechten kann, wird er es in Zukunft auch sehr oft tun. Merken Sie dass Ihr Rüde die Tendenz zu solchem Verhalten hat dann müssen Sie sich bewusst sein dass ein Managementfehler Ihrerseits zugrunde liegt. Liegt es in ihrem Interesse an sich und Ihren Qualitäten zu arbeiten? Dann gut, nichts wie ran an den Speck. Wenn nicht und wenn auch ein paar andere Faktoren eine Rolle spielen (zb. Kinder, Familie etc) dann ziehen sie doch mal eine Kastration in Erwägung und machen Sie mal einen Testlauf mit dem Suprelorin-Hormonchip. Diese Maßnahme empfehle ich auch bei Rüden die ihren Sexualtrieb nicht unter Kontrolle haben. Man spricht hierbei von Hypersexualität. Das sind Rüden die: Nicht fressen, kaum trinken, nervös sind, jammern und jaulen, streunen wenn eine Läufige Hündin in der Gegend ist. Ebenfalls gibt es Rüden die sogar kastrierte Hündinnen enorm bedrängen und sexuell belästigen. Dies ist meiner Meinung nach ein totales No-Go, nur schon gegenüber den Hündinnen. Falls Ihr Rüde solches Verhalten zeigt, bitte einmal chippen. Auch Rüden bei denen es so scheint als seien sie permanent unter Strom und deutliche Konzentrationsschwächen zeigen und auch kaum ansprechbar sind wenn sie an einem interessanten Geruch festhängen – bitte ebenfalls ein Testdurchlauf mit einem Hormonchip wagen. Permanenter Stress ist für kein einziges Lebewesen gut. Und wenn Sie jetzt denken „das regelt die Natur schon“ erinnere ich Sie gerne daran dass der Hund nicht von der Natur gemacht wurde, sondern von uns Menschen. Es gibt beinahe keine andere Spezies, auf diesem Planeten, die so viele genetisch bedingte Erkrankungen aufweist wie unsere Haushunde.

Eine oft gestellte Frage: Aufreiten-Sexualtrieb ja oder nein.

Aufreiten (mit Ausnahme wenn ein Rüde eine läufige Hündin trifft, teilweise wollen auch kastrierte Rüden oder sogar Hündinnen), ist immer, immer, immer (ich könnte noch mehr immer ansetzen) eine Stressabbaustrategie und dient zur Bewältigung, wie das Wort schon sagt, des Stresses der in dieser Situation auftritt. Falls sie dies beobachten achten sie sich mal auf das Erregungslevel Ihres Hundes in der bestimmen Situation und lassen Sie sich von einem Profi helfen (hochwertiges Einzeltraining bei einer Fachperson die nach neusten Erkenntnissen arbeiten)

Buchempfehlung Nutrigenomik für Hunde

Seit Anbeginn meines „Hündeler-Daseins“ war mir irgendwie bewusst dass es so einfach nicht sein kann mit der Fütterung meiner Tiere. Kann es wirklich sein das wir es uns so einfach machen können? Rasch ein paar Trockenfutter in den Napf zu schmeißen oder die Büchse oder den Beutel zu öffnen und dann Bon Appetite?? Ich zweifelte schon sehr früh an Aussagen, der Futtermittelhersteller, wie „vollwertig“, „natürlich“, „frisch“, „gesund“. Aber ich kann Euch grad mal im vorherein sagen, Wissen anzusammeln welches auch wissenschaftlich fundiert  ist in diesem Bereich, ist sehr schwierig. Zumal es auch nicht soviel Literatur gibt die Wirklich auf Forschung basiert. Per Zufall habe ich nun das Buch Nutrigenomik für Hunde von Dr. W. Jean Dodds und Diana R. Lavedure, gefunden. Zuerst habe ich mich gefragt was denn überhaupt Nutrigenomik ist und fand heraus das dieser Wissenschaftszweig noch relativ neu ist, sei es beim Mensch oder auch beim Hund. Erforscht wird dabei welche äußeren Einflüsse eine positive oder auch negative Reaktion in unseren Körpern hervorruft. Man spricht von sogenannten funktionellen Nährstoffen die dem Hund  (auch uns) helfen das unsere Zellen sauber arbeiten können. Da wird, und zwar sehr stichhaltig, auf jegliche Themen eingegangen wie Allergien, Niereninsuffizienz, Fettleibigkeit, Diabetes, Krebs etc. Trotz der komplexen Materie die dieses Buch aufweist ist alles auch für Genetik-Laien sehr gut formuliert und erklärt. Oft wird auch grad noch die Ernährung des Menschen miteinbezogen. Listen von Lebensmitteln (vor allem Pflanzen) mit erhöhter GMO Wahrscheinlichkeit (gentechnisch Verändertem Erbgut) werden aufgelistet. Zudem scheint Jean Dodds eine absolute Koryphäe in diesem nischenhaften Wissenschaftszweig zu sein. Viele Infos, die dieses Buch beinhaltet, stammt aus eigener Forschung / von Frau Dodds eigens entwickelte Verfahren (NutriScan-Test).

Ich habe schon seit längerem ein veränderte Wahrnehmung was die Ernährung unserer Tiere anbelangt. Doch dieses Buch hat mich nochmals wachgerüttelt und ich werde in Zukunft auch das einte oder andere am Rationsplan meiner Hunde ändern. Ich kann dieses Buch einfach nur jedem empfehlen der ernsthaftes Interesse daran hat seinen Hund wirklich vollwertig und gesund zu ernähren damit dieser sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Und noch eine kleine Warnung: Ja, dieses Buch lässt sehr viele Seifenblasen platzen ;)

Nutrigenomik für Hunde- Die neusten Erkenntnisse aus der Genforschung für die Optimale Ernährung

Dr. W. Jean Dodds und Diana R. Laverdure

Veröffentlichungsdatum: 2017 über Narayana Verlag. Erhältlich bei Orell Füessli, Exlibris oder Weltbildverlag

Von Liebe zerdrückt

CBD, Bachblüten und Co. – Hilfreich oder Scharlatanerie?

 

Ich selber werde, des öfteren, in Facebook Gruppen geschmissen die sich Rund um den Hund drehen. Seien es Gruppen zum Thema Mehrhundehaltung, Hundegruppen ohne weiteren Sinn, Gruppen für Hundetrainer, Gruppen für Alternative Behandlungen für Tiere. Die Liste scheint schier endlos.  Was mir immer wieder auffällt ist, das Hundehalter des öfteren Rat suchen. Sei es wegen einfachen Erziehungsfragen aber auch wegen komplexeren medizinischen Fragen oder Verhaltens- Angelegenheiten. Es gibt dann einige Gruppenmitglieder die sich als fleißige Kommentatoren Mühe geben. Die vernünftigsten unter denen sind diese die den Frager an eine Fachperson verweisen- umso besser- einen den die Kommentatoren empfehlen können. Dann gibt es einige heldenhafte die sich selber in der Analyse versuchen, mit Ratschlägen um sich schlagen wie verrückt Gewordene. Und dies, obwohl niemand genau weiß an was das Tier nun leidet. Man verfasst ganze Litaneien auf der Basis einer Vermutung. Es ist jeweils interessant dem ganzen bei zu wohnen und zu lesen was den die Leute der Hundehaltung für Ideen haben. Ist es eigentlich reine Nächstenliebe, die hier praktiziert wird-wenn auf eine Frage über 100 Antworten aufliegen, oder ist es viel eher ein „sich profilieren“? Bei beiden Varianten ist sicherlich eines klar. Eine saubere und strategische Abklärung des Tieres liegt in den meisten Fällen NICHT vor. Hie und da wird die Frage in den Raum geworfen ob man den schon beim Tierarzt war, die Antwort ist meist die selbe: Ja, aber es sei alles okay.

Statt sich dann bei einem Spezialisten an zu melden, schreiben die Leute, ihren Kummer um das Tier, in die sozialen Medien- um den Rat ihres Lebens zu ergattern. Gerade bei Verhaltensauffälligkeiten, habe schon einige Dutzend Beiträge dazu gelesen, wird den Hundemamas und Papas empfohlen den Hund Alternativ zu behandeln. Gerade im Trend- CBD. Das Cannabisöl ist das neue Wundermittel, es scheint eine Lösung bei schier allen Problemen zu sein. Weiß man nicht weiter, so pfeift man dem Hund dann einfach mal ein paar Tropfen dieses nicht-benebelnden Zeugs ein und hofft auf Besserung. Hundehalter sitzen da und beobachten ihr Tier, damit sie dann einmal täglich der Community mitteilen können was sich verbessert hat.

Sogar in Hundeshops, seien es Kleinunternehmen oder Großkonzerne- geht der Kunde hinein, schildert der Verkaufskraft das Problem, diese verweist den Kunden an das Regal mit CBD, Bachblüten, Schüsslersalze, Kräuter und Mehle die gegen Angst, Aggression und Allerlei helfen. Das Geschäft mit den Natural-Psycho-Supplementen boomt geradezu. Auch weil wir alle, den Glauben an die modere Medizin schmälern. Kein Wunder bei all den Skandalen.

Es geht bei diesem Beitrag nicht um die Wirksamkeit der Alternativen Medizin-für mich gerade spannend bei Verhaltensauffälligen Exemplaren der Kaniden. Ich persönlich glaube fest daran dass die Alternative Behandlung einen festen Bestandteil einer Therapie sein sollte. Jedoch- hier kommt das große Aber- nicht unseriös analysiert. Wenn wir nicht wissen was dem Tier fehlt können wir es nicht behandeln. Fehldiagnosen und deren Behandlungsmanagement können dem Tier mehr Schaden als Nutzen bringen. Und gerade in der heutigen Situation des Hundebestands (viele Hunde mit schlechter Sozialisierung- Hostpitalisierungssyndrom, oder sogar traumatische Erlebnisse- Auslandtierschutz) müssen sich Hundehaltende bewusst werden dass man nicht einfach nur ein paar Tropfen oder Globuli eingeben kann und dass sich die Problematik dann von alleine reguliert.

Gerade bei Hunde die eine Gefahr für die Umwelt darstellen (Jagen, gesteigerte Ressourcenverteidigung und Aggressionsverhalten, übermäßige Unsicherheiten oder Angst-Verhalten) ist nicht nur die Gabe von alternativer Medizin eine Lösung. Es bedarf an einer sauberen Abklärung und einen ausgeklügelten und strukturierten Trainingsplan. Dies tönt schon an, dass das Training im Mittelpunkt bei jeglichen Problemen ist. Als  UNTERSTÜTZUNG sind dann  die Tropfen, Pulver, Globuli oder auch Tabletten durchaus sinnvoll.

 

Es liegt in unserer Gesellschaft dass wir Menschen alles zu erledigen haben binnen weniger Minuten, Stunden oder Tage. Dies wälzen wir auf den Hund ab. Deswegen sind sich viele Hundehalter nicht so bewusst dass eine Verhaltensmodifikation sehr viel Arbeit mit sich bringt. Das wöchentliche Erscheinen in der Trainingsgruppe auf dem Hundeplatz ist da nichts dagegen. Tägliche Desensibilisierung und Gegenkonditionierungsarbeit, das Einrichten von Safety Points. Immer schauen das alles funktioniert, Negativ-Emotionen auf ein Minimum beschränken und alle Managementaufgaben einhalten, ja das ist eine Heidenarbeit. Versteht man aber die Komplexität des Tieres- sei es auch nur Ansatzweise- weiß man dass nur die „Heidenarbeit“ langfristig Früchte tragen wird.

 

Baustelle Hundeplatz

Wir sind schon ganz gespannt auf das Endergebnis. Eines will gesagt sein: Das Training wird jetzt noch angenehmer sein :)