CBD, Bachblüten und Co. – Hilfreich oder Scharlatanerie?

 

Ich selber werde, des öfteren, in Facebook Gruppen geschmissen die sich Rund um den Hund drehen. Seien es Gruppen zum Thema Mehrhundehaltung, Hundegruppen ohne weiteren Sinn, Gruppen für Hundetrainer, Gruppen für Alternative Behandlungen für Tiere. Die Liste scheint schier endlos.  Was mir immer wieder auffällt ist, das Hundehalter des öfteren Rat suchen. Sei es wegen einfachen Erziehungsfragen aber auch wegen komplexeren medizinischen Fragen oder Verhaltens- Angelegenheiten. Es gibt dann einige Gruppenmitglieder die sich als fleißige Kommentatoren Mühe geben. Die vernünftigsten unter denen sind diese die den Frager an eine Fachperson verweisen- umso besser- einen den die Kommentatoren empfehlen können. Dann gibt es einige heldenhafte die sich selber in der Analyse versuchen, mit Ratschlägen um sich schlagen wie verrückt Gewordene. Und dies, obwohl niemand genau weiß an was das Tier nun leidet. Man verfasst ganze Litaneien auf der Basis einer Vermutung. Es ist jeweils interessant dem ganzen bei zu wohnen und zu lesen was den die Leute der Hundehaltung für Ideen haben. Ist es eigentlich reine Nächstenliebe, die hier praktiziert wird-wenn auf eine Frage über 100 Antworten aufliegen, oder ist es viel eher ein „sich profilieren“? Bei beiden Varianten ist sicherlich eines klar. Eine saubere und strategische Abklärung des Tieres liegt in den meisten Fällen NICHT vor. Hie und da wird die Frage in den Raum geworfen ob man den schon beim Tierarzt war, die Antwort ist meist die selbe: Ja, aber es sei alles okay.

Statt sich dann bei einem Spezialisten an zu melden, schreiben die Leute, ihren Kummer um das Tier, in die sozialen Medien- um den Rat ihres Lebens zu ergattern. Gerade bei Verhaltensauffälligkeiten, habe schon einige Dutzend Beiträge dazu gelesen, wird den Hundemamas und Papas empfohlen den Hund Alternativ zu behandeln. Gerade im Trend- CBD. Das Cannabisöl ist das neue Wundermittel, es scheint eine Lösung bei schier allen Problemen zu sein. Weiß man nicht weiter, so pfeift man dem Hund dann einfach mal ein paar Tropfen dieses nicht-benebelnden Zeugs ein und hofft auf Besserung. Hundehalter sitzen da und beobachten ihr Tier, damit sie dann einmal täglich der Community mitteilen können was sich verbessert hat.

Sogar in Hundeshops, seien es Kleinunternehmen oder Großkonzerne- geht der Kunde hinein, schildert der Verkaufskraft das Problem, diese verweist den Kunden an das Regal mit CBD, Bachblüten, Schüsslersalze, Kräuter und Mehle die gegen Angst, Aggression und Allerlei helfen. Das Geschäft mit den Natural-Psycho-Supplementen boomt geradezu. Auch weil wir alle, den Glauben an die modere Medizin schmälern. Kein Wunder bei all den Skandalen.

Es geht bei diesem Beitrag nicht um die Wirksamkeit der Alternativen Medizin-für mich gerade spannend bei Verhaltensauffälligen Exemplaren der Kaniden. Ich persönlich glaube fest daran dass die Alternative Behandlung einen festen Bestandteil einer Therapie sein sollte. Jedoch- hier kommt das große Aber- nicht unseriös analysiert. Wenn wir nicht wissen was dem Tier fehlt können wir es nicht behandeln. Fehldiagnosen und deren Behandlungsmanagement können dem Tier mehr Schaden als Nutzen bringen. Und gerade in der heutigen Situation des Hundebestands (viele Hunde mit schlechter Sozialisierung- Hostpitalisierungssyndrom, oder sogar traumatische Erlebnisse- Auslandtierschutz) müssen sich Hundehaltende bewusst werden dass man nicht einfach nur ein paar Tropfen oder Globuli eingeben kann und dass sich die Problematik dann von alleine reguliert.

Gerade bei Hunde die eine Gefahr für die Umwelt darstellen (Jagen, gesteigerte Ressourcenverteidigung und Aggressionsverhalten, übermäßige Unsicherheiten oder Angst-Verhalten) ist nicht nur die Gabe von alternativer Medizin eine Lösung. Es bedarf an einer sauberen Abklärung und einen ausgeklügelten und strukturierten Trainingsplan. Dies tönt schon an, dass das Training im Mittelpunkt bei jeglichen Problemen ist. Als  UNTERSTÜTZUNG sind dann  die Tropfen, Pulver, Globuli oder auch Tabletten durchaus sinnvoll.

 

Es liegt in unserer Gesellschaft dass wir Menschen alles zu erledigen haben binnen weniger Minuten, Stunden oder Tage. Dies wälzen wir auf den Hund ab. Deswegen sind sich viele Hundehalter nicht so bewusst dass eine Verhaltensmodifikation sehr viel Arbeit mit sich bringt. Das wöchentliche Erscheinen in der Trainingsgruppe auf dem Hundeplatz ist da nichts dagegen. Tägliche Desensibilisierung und Gegenkonditionierungsarbeit, das Einrichten von Safety Points. Immer schauen das alles funktioniert, Negativ-Emotionen auf ein Minimum beschränken und alle Managementaufgaben einhalten, ja das ist eine Heidenarbeit. Versteht man aber die Komplexität des Tieres- sei es auch nur Ansatzweise- weiß man dass nur die „Heidenarbeit“ langfristig Früchte tragen wird.