Der macht das weil er Freude daran hat- problematische Hundeverhalten die oft kleingemacht werden

Im Rahmen einer Verhaltensabklärung werden viele Fragen gestellt. Sei es die Befragung über den Tagesablauf, Ruhezeiten, Erfahrung im Hundetraining bis hin zu den sogenannten Verhaltensstörungen. Natürlich wird nicht gefragt ob ihr Hund an einer Verhaltensstörung leidet da oft nicht klar ist was eine Verhaltensstörung ist. Ich frage eigentlich nur ob der Hund des Öfteren seine Rute jagt oder ob er sich häufig selber putzt.

Aber was unterscheidet denn ein Problemverhalten und eine Verhaltensstörung? Im groben erklärt es sich folgend. Ein Problemverhalten ist eine Lösungsstrategie die sich der Hunde zurechtgelegt hat weil er in gewissen Situationen im Stress war und dementsprechend reagiert (agonistische Verhaltensweisen Freeze, Flight, Fight und Fiddle about) das einzige Problem an solchen Verhalten ist dass es nicht in unsere Gesellschaft passt und das es einen massiven Negativstress bedeutet wenn der Hund immer und immer in diese Situation hineingeraten wird.  Eine Summe von Stressoren die tagtäglich auftauchen und nicht systematisch behandelt werden, können im Endeffekt aber auch in einer Verhaltensstörung enden.

Verhaltensstörungen sind teilweise bizarre Verhaltensmuster die viele Laien oft belächeln da sie eigentlich niemandem Schaden zufügen (ausser dem eigenen Hund). Zu oft gibt es Videos von Hunden die über Minuten hinweg die eigene Rute jagen oder die ihre Hinterhand attackieren als wären die Läufe ein fremder Hund. Wir reden hier von Stereotypen Verhaltensweisen oder abnormal rhythmischen Verhaltensweisen. Stereotypien sind Verhaltensweisen die sich oft wiederholen und weder Ziel noch Funktion haben. Ebenso haben alle einen zwanghaften Charakter.

Oftmals entstehen solche Verhalten, unter anderem, aus einer Überlastung des Organismus, also aus einem Dauerstresszustand, wobei es zu einem Ungleichgewicht der verschiedenen Botenstoffe im Körper des Hundes kommen kann. Stress kann auch von akuten oder chronischen Schmerzen ausgelöst werden. Daher gehört eine umfassende Abklärung beim Tierarzt ebenso zu einer guten Analyse wie die Beurteilung des Verhaltens.

Gerade die bekanntesten Arbeitshunderassen sind davon teilweise schon im Welpen und Junghundealter betroffen. Border Collie, Australian Sherperd, Malinois auch Pudel. Gerade diese sehr intelligenten und sensiblen Hunderassen neigen dazu solche Verhaltensstörungen zu entwickeln. Die Ursache liegt daher auch in der Genetik, aber eben auch in der Haltungsform und Alltagsgestaltung dieser Hunde.

Um dagegen zu wirken ist ein Thema an oberster Stelle: Ruhe.

Ich wiederhole mich tagtäglich wenn es um das Thema Ruhe geht. Junge Hunde mind. 20h am Tag (besser wären 22h) gesunde adulte Hunde 16-18h am Tag, alte und kranke Hunde ebenfalls 20-22h am Tag. Ruhe heisst schlafen. Gerade weil unsere heutigen Hunderassen dazu gezüchtet wurden immer bereit für Einsätze zu sein ist es umso wichtiger Ihnen einen Rückzugsort im Haus oder in der Wohnung zu bieten. Klare und Strukturierte Tagesabläufe müssen zwingen gewährleistet sein. Gerade eine Herausforderung für Familien mit Kindern wo mehr Tohuwabohu herrscht als bei Einzelpersonen. Daher sollte man sich wirklich sehr gut mit der Rassewahl auseinandersetzen bevor man sich einen Hund ins Haus holt.

Was aber auch noch Grund für Verhaltensstörungen sein kann ist das fehlende Management in Situationen die für den Hund stressbelastend bis hin zu lebensbedrohend sind. Rassen die hochsensibel sind neigen dazu emotionaler auf gewisse Reize zu reagieren. Da können sie nichts dafür, schliesslich haben wir sie so gezüchtet. Jedoch liegt es am Halter das Management zu übernehmen. Im Endeffekt hat es sich am besten bewährt dem Hund zu vermitteln das die Situation nicht so schlimm ist (systematische Desensibilisierung und Gegenkonditionierung, Emotionstraining). Wer also meint mit Aversion und Druck komme man weiter weil eine starke Hand dem Hund die Sicherheit gibt, hat hier nicht nur weit, sondern sogar sehr weit gefehlt.  Im Endeffekt verändern wir die Emotion in der Situation nicht über Gehorsamsübungen sondern über Emotionstraining und das Schaffen von Erfahrungspuffern. Wer also seinen Hund einfach nur herunterbricht um das Verhalten zu sehen das er will, der bringt seinen Hund nur dazu alles runter zu schlucken und in der Situation zu erstarren.  Längerfristig bedeutet dies für den Hund dass er schneller an chronischen Erkrankungen sterben wird als sein Artgenosse der vielleicht das gleiche Leiden hat aber auf fundierten Erkenntnissen trainiert wurde.

Unterstützung durch den Verhaltensveterinär

Zum Teil sind Verhaltensstörungen so gravierend dass man tatsächlich um eine Medikation nicht herum kommt. Erfahrungsgemäss schämen sich sehr viele Hundehalter zu einem Hundetrainer/Hundepsychologen zu gehen. Umso qualvoller ist dann der Gang zum Verhaltensveterinär, der mit dem Psychiater in der Humanmedizin zu vergleichen ist. „Mein Hund ist doch kein Psychopath, der macht das nur weil es ihm Spass macht“ (ich denke nicht dass es dem Hund Freude bereitet sich selber die Pfoten blutig zu lecken, aber in der Not redet man sich vieles ein) Im Endeffekt hilft es weder Ihrem Hund noch Ihnen wenn sie auffälliges Verhalten schön reden. Ihr Hund wird früher chronisch erkranken und er wird ein sehr anstrengendes Leben haben. Von Lebensqualität kann dann kaum die Rede sein.

Wenn ihr Hund also Verhalten zeigt die sie im Kasten nebenan finden dann rate ich Ihnen an Ihren Hund bei einem Hundetrainer mit Verhaltenstherapeutischen Ausbildungen oder einem Verhaltensveterinär abklären zu lassen. Diese Verhalten sollten auf keinen Fall heruntergespielt oder sogar ins lächerliche gezogen werden.

Stereotypische Verhaltensweisen die abgeklärt werden sollten

  • Lichtreflexe jagen und auflauern
  • Schatten jagen und auflauern
  • Ruten jagen/ im Kreis drehen
  • Nicht sichtbare Objekte jagen/einfangen
  • Attackieren der eigenen Hinterhand/Rute
  • Lecken und knabbern bis Wunden entstehen
  • Ablecken von Böden und Wänden ohne das etwas essebares daran haftet
  • Fixieren von nicht ersichtlichen Dingen an einer Wand
  • Fixieren von Waschmaschinenrotationen
  • Stereotypes Bellen ins Leere (rhythmisches Gebelle ohne ersichtlichen Grund oder nach einer stressigen Situation)

Hundeschulen mit Verhaltenstherapeutischem Angebot in der Region March/Höfe/oberer Zürichsee/ Linthgebiet/ Glarnerland/

Altendorf SZ

Hundeschule Tintenlümpli, Carmen Karger, https://tinteluempli.ch/

Hundeschule Relaxed Dogs, Miriam Ulrich, https://www.relaxed-dogs.ch/

Benken SG

Hundeschule ProCaneActiva, Carmen Hässig, Verhaltensberatung

Glarus GL:

Hundeschule VIPfötli, Nerina Sindlear & Jeannette Beer, http://www.xn--vipftli-d1a.ch/

Universitäres Tierspital Zürich: Dr.med. vet Maya Bräm

https://www.tierspital.uzh.ch/de/kleintiere/kleintierchirurgie/leistungen/Verhaltensmedizin.html

Für andere Regionen in der Schweiz oder Ausland:

https://www.gewaltfreies-hundetraining.ch/